Health Impact Assessment (HIA) / Gesundheitsfolgenabschätzung (GFA)
Susanne Linden , Jürgen Töppich
Zitierhinweis: Linden, S. & Töppich, J. (2021). Health Impact Assessment (HIA) / Gesundheitsfolgenabschätzung (GFA). In: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) (Hrsg.). Leitbegriffe der Gesundheitsförderung und Prävention. Glossar zu Konzepten, Strategien und Methoden.
Zusammenfassung
Fast jedes Politikfeld hat Auswirkungen auf die Gesundheit der Bevölkerung. Ob Arbeit, Bildung, Ernährung, Landwirtschaft, Stadtplanung, Verkehr oder Wohnungsbau etc. – überall wird über Gesundheit (mit-)entschieden, ohne dass dies den beteiligten Akteurinnen und Akteuren in vollem Umfang bewusst sein muss. Ein Health Impact Assessment (HIA) kann in einem interdisziplinären Ansatz mögliche positive und negative gesundheitliche Konsequenzen von Politik, Programmen oder Projekten systematisch analysieren und bewerten. Dadurch gewonnene evidenzbasierte Empfehlungen können in Entscheidungsprozesse einbezogen werden, mit dem Ziel, die Gesundheit der Bevölkerung zu schützen und zu fördern.
Schlagworte
Determinanten der Gesundheit, Health in all Policies, Gesundheitliche Chancengleichheit, gesundheitliche Wirkungsbilanzen, Umwelt und Gesundheit
Hintergrund
Das Gothenburg Consensus Paper (WHO 1999) definiert Health Impact Assessment als eine Kombination von Verfahren, Methoden und Werkzeugen, mit denen eine Politik, ein Programm oder ein Projekt – in der Regel außerhalb des Gesundheitssektors – in Hinblick auf potenzielle Gesundheitseffekte und deren Verteilung in der Bevölkerung beurteilt werden kann. Ziel ist es, die gewonnenen Erkenntnisse in anstehende Entscheidungen zu integrieren. Eine Gesundheitsfolgenabschätzung (GFA) bietet dann eine Grundlage für informierte und transparente politische Entscheidungen (Mekel 2020).
In Deutschland wurde HIA zunächst mit Gesundheitsverträglichkeitsprüfung (GVP) übersetzt. Inzwischen werden häufiger die Begriffe Gesundheitsfolgenabschätzung (GFA) und Gesundheitsfolgenanalyse genutzt, die sich näher an der inhaltlichen Bedeutung des englischen Begriffs Health Impact Assessment bewegen (Fehr & Mekel 2013).
Verknüpfung von Wissensproduktion und Entscheidungsfindung
HIA ist ein an „Health in all Policies“ (Gesundheit in allen Politikfeldern) orientierter, bevölkerungsbezogener, interdisziplinärer Public-Health-Ansatz, der relevante Gesundheitsdeterminanten erfasst (vgl. Abbildung 1 im Stichwort Determinanten der Gesundheit). Ein HIA bezieht systematisch Interessenvertreterinnen und -vertreter sowie Schlüsselpersonen aus den jeweiligen Handlungsfeldern ein.
HIA untersucht in einem strukturierten Verfahren die positiven und negativen Auswirkungen von Projekten, Programmen und politischen Entscheidungen in Teilsystemen der Gesellschaft und trifft Aussagen über mögliche Gesundheitseffekte von Entscheidungen. HIA dient der systematischen Verknüpfung von Wissensproduktion und Entscheidungsfindung und kann so zur Förderung der multisektoralen Verantwortung für die Gesundheit beitragen. HIA richtet das Augenmerk insbesondere auf nicht intendierte gesundheitliche Auswirkungen, die mit einer geplanten Maßnahme außerhalb des Gesundheitssektors einhergehen.
Langjährige Erfahrungen mit dem Instrument HIA haben Länder wie u. a. Großbritannien, Österreich, Australien, USA, Irland, Neuseeland, Schweden und die Niederlande.
Praxis
In Deutschland werden gesundheitliche Auswirkungen von Planungsmaßnahmen als Gesundheitsverträglichkeitsprüfung (GVP) meist im Rahmen der gesetzlich vorgeschriebenen Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) auf regionaler oder kommunaler Ebene durchgeführt. UVP-pflichtige Vorhaben sind u. a. die Produktion von Nahrungs-, Genuss- und Futtermitteln, die Herstellung chemischer Erzeugnisse, Straßenbauprojekte und Verkehrsvorhaben, Bauvorhaben, Abfalldeponien, Bergbau, Flurbereinigung etc. (§ 1 Gesetz über die Umweltverträglichkeitsprüfung [UVP] in Verbindung mit Anlage 1 – Liste der UVP-pflichtigen Vorhaben). Dabei werden in der Regel bio-physikalische Umweltaspekte untersucht, während soziale und ökonomische Aspekte hingegen meist nicht Bestandteil einer UVP sind. Im Vergleich zur UVP setzt ein HIA einen erweiterten Gesundheitsbegriff voraus, da soziale, ökonomische und Umweltfaktoren miteinbezogen werden (Mekel 2020).
Durchführung eines HIA/einer GFA
Ein HIA kann prospektiv, begleitend oder retrospektiv durchgeführt werden. Eine prospektive, also vorausschauende Gesundheitsfolgenabschätzung findet auf der Basis vorhandenen Wissens im Vorfeld der Implementation einer Maßnahme statt, um Empfehlungen rechtzeitig berücksichtigen zu können. Ein „begleitendes HIA findet parallel zur Durchführung von Maßnahmen statt und kann die kurz-, mittel- und ggf. langfristigen Folgen bzw. Auswirkungen in die Steuerung der Umsetzung einer Maßnahme einbeziehen. Ein retrospektives HIA analysiert stattgefundene Interventionen mit dem Ziel, Erkenntnisse für vergleichbare zukünftige Maßnahmen zu gewinnen. Alle HIA-Varianten setzen voraus, dass angemessene Ressourcen für Forschung und Berichterstattung zur Verfügung stehen.
Ein prospektives HIA sollte vorzugsweise so frühzeitig in der Vorhabenplanung stattfinden, dass konstruktive Modifizierungen noch vor der Umsetzungsphase des Vorhabens möglich sind. Andererseits sollte ein HIA erst dann durchgeführt werden, wenn die Planung des Vorhabens ausreichend konkret ist, um die möglichen Auswirkungen bewerten zu können.
Prozessbeschreibung: Die Durchführung eines HIA/einer GFA stellt hohe Anforderungen an die Nachvollziehbarkeit und Transparenz des wissenschaftlichen Prozesses. Verbreitet ist ein Ablaufschema wie in Abbildung 1 dargestellt.
Prozessbeschreibung | |
1. | Screening/Analyse der Ausgangssituation |
2. | Scoping/Abgrenzung des inhaltlichen und organisatorischen Rahmens des HIA |
3. | Appraisal/Bewertung |
3.1 | Analyse des Vorhabens |
3.2 | Raum- und Bevölkerungsanalyse |
3.3 | Qualitative und quantitative Datensammlung |
3.4 | Folgenabschätzung und Bewertung |
3.5 | Priorisierung und Handlungsempfehlungen |
4. | Reporting/Abschlussbericht |
5. | Monitoring und Evaluation |
Abb. 1: Prozessbeschreibung (eigene Darstellung nach Institute of Public Health Ireland - IPH 2009)
Verschiedene (meist englischsprachige) Publikationen stellen Leitfäden und Checklisten zur Verfügung, um die Durchführung der einzelnen Schritte zu vereinfachen und zu standardisieren (Institute of Public Health Ireland – IPH 2009). Entsprechende Leitfäden liegen ebenfalls in deutscher Sprache vor (Abrahams u. a. 2004; Amegah u. a. 2013).
Ausgangsituation: Im Rahmen eines Screeningsbzw. einer Sichtung wird geprüft, ob ein HIA für die konkrete Maßnahme adäquat und machbar ist. Dazu werden mögliche gesundheitliche Effekte der Maßnahme und Auswirkungen auf vulnerable Bevölkerungsgruppen untersucht und daraufhin bewertet, ob und wie detailliert die Untersuchung erfolgen soll. Zentrale Akteurinnen und Akteure werden in die Voruntersuchung einbezogen (z. B. Fachleute aus dem Gesundheitsbereich, der Politik, Bürgerinitiativen, Betroffenengruppen etc.). Wichtig ist, dass der Prozess transparent abläuft und die getroffenen Entscheidungen anhand einer strukturierten Datensammlung sowie einer Datenanalyse und -bewertung nachvollzogen werden können.
Scoping: Im Arbeitsschritt des Scopings wird das Konzept des durchzuführenden HIA erarbeitet. Dazu werden anhand eines Rasters Titel, Ziel(e), Schwerpunkte, Zeitrahmen, Umfang, Tiefe, Methoden, Mitarbeitende, nicht verhandelbare Aspekte, zu beteiligende Akteure, Informationsquellen, Prozessverantwortliche, Finanzplanung, Präsentationsform, Beratungsorte etc. festgelegt. Grundwerte wie z. B. Transparenz, Gleichheit, Nachhaltigkeit und Inklusion sind ebenfalls im Arbeitsplan aufzuführen.
Appraisal: Die (Ab-)Schätzung bzw. Bewertung ist das Kernelement des HIA und umfasst die in der Prozessbeschreibung (siehe Abb. 1) aufgeführten Schritte zur Analyse der möglichen positiven oder negativen Gesundheitsauswirkungen des Vorhabens. Je nach Komplexität und Ausstattung (Ressourcen) des Vorhabens und des HIA ist eine Priorisierung der möglichen gesundheitlichen Auswirkungen sinnvoll. Hierzu können die in Abbildung 2 aufgeführten Kriterien berücksichtigt werden. „Das Methodenrepertoire hierfür variiert von (systematischen) Literaturanalysen, qualitativen Verfahren (Bürger-Befragungen, Fokusgruppen, Expertenmeinungen usw.) bis hin zu mathematischen Modellrechnungen“ (Mekel 2020, S. 381).
Priorisierungskriterien |
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Abb. 2: Priorisierungskriterien (eigene Darstellung nach IPH 2009)
Reporting: Die Berichterstattung nimmt Bezug auf jede einzelne Gesundheitsfolge der Maßnahme. Die formulierten Empfehlungen sollen von konkret benannten (handelnden) Akteurinnen und Akteuren innerhalb eines festgesetzten Zeitrahmens umsetzbar, weitreichend und kosteneffektiv sein.
Monitoring und Evaluation: Im Idealfall wird das HIA von Monitoring und Evaluationbegleitet bzw. enthält es konkrete Hinweise für eine spätere Prozess- und Ergebnisevaluation (Evaluation). Die Prozessevaluation konzentriert sich auf die Durchführung des HIA und bewertet den Beitrag des HIA zur Entscheidungsfindung. Die Ergebnisevaluation untersucht den Grad der Umsetzung der Empfehlungen und ihre Akzeptanz. Außerdem prüft sie, ob die erwarteten positiven gesundheitlichen Effekte eingetroffen sind und die negativen gesundheitlichen Effekte reduziert werden konnten.
In der Regel führen Gesundheitswissenschaftlerinnen und Gesundheitswissenschaftler HIAs durch und ziehen ggf. Spezialistinnen und Spezialisten wie Planer und Planerinnen oder Ökonominnen und Ökonomen für bestimmte Fragestellungen hinzu (Mekel 2020).
Praxisbeispiel: Einführung eines Schnellbussystems |
Als Beispiel eines HIA wird im Folgenden die Einführung eines „Streetcar“-Schnellbussystems in North Staffordshire, UK, beschrieben (Vohra u. a. 2009, Übersetzung durch die Verfasserin). Screening/Analyse der Ausgangssituation: Der geplante Schnellbus ist ein Element einer nachhaltigen Verkehrsentwicklungsstrategie der Region North Staffordshire. Gegenstand des HIA ist die Nord-Süd-Verbindung, die insbesondere von Berufstätigen mit einem Bedarf an schnellen Verbindungen genutzt werden soll. Es werden ca. 40.000 wöchentliche Fahrgäste erwartet. Darüber hinaus soll die Busverbindung auch von den Bewohnergruppen genutzt werden, die über kein eigenes Fahrzeug verfügen. Gesundheit und (Individual-)Verkehr sind eng miteinander verknüpft. Dies betrifft die positiven Auswirkungen wie Zugang zum Arbeitsplatz, zu Freizeit- und Versorgungseinrichtungen sowie die größeren Möglichkeiten für soziale Kontakte. Die Abhängigkeit vom Auto hat aber auch vielfältige negative Gesundheitseffekte; dazu gehören z. B. Bewegungsmangel, Verkehrsunfallrisiko, Umweltbelastungen, räumliche Isolierung durch Verkehrswege sowie spezifische Einschränkungen für Menschen mit Behinderungen, für ältere Menschen, Personen mit geringem Einkommen sowie Kinder und Jugendliche. Die Nutzung des öffentlichen Personennahverkehrs – verbunden mit Fuß- oder Fahrradwegen – bietet die Chance, den Anteil an physischer Aktivität im Alltag dauerhaft zu erhöhen. Scoping/Abgrenzung des inhaltlichen und organisatorischen Rahmens: Das HIA untersuchte die möglichen positiven und negativen gesundheitlichen Effekte der Schnellbuslinie sowie Möglichkeiten, positive Effekte zu verstärken und ggf. negative Auswirkungen zu mildern. Der Untersuchungsbereich umfasste die Route des geplanten Schnellbusses. Analyse des Vorhabens: Folgende Gesundheitsdeterminanten waren Gegenstand des HIA: übertragbare Infektionen, nicht übertragbare Erkrankungen einschließlich der Auswirkungen auf die Luft-, Wasser- und Bodenverschmutzung sowie Lärmemissionen, Unfälle psychische Gesundheit und Wohlbefinden, Beschäftigung und Wirtschaft, Wohnungsbau, Transport und Vernetzung, Lernen und Ausbildung, Kriminalität und Sicherheit, Gesundheit und Sozialwesen, Einkaufsmöglichkeiten, Sozialkapital und Gemeinschaftsgefühl, Kultur und Freizeit, Lebensstil und tägliche Routinen, Energie und Abfall, räumliche Entwicklung. Raum- und Bevölkerungsanalyse: In die Betrachtung einbezogen wurden die Wohnbevölkerung an oder nahe der geplanten Busroute, ebenso die weiter entfernt lebenden Bewohnerinnen und Bewohner sowie die Besucherinnen und Besucher der Region. Dabei wurden sowohl aktuelle Busnutzende als auch Nichtnutzende einbezogen. Untersucht wurden zudem die möglichen Auswirkungen des Schnellbussystems auf folgenden Teilgruppen: ältere Menschen, Menschen mit Behinderungen, Frauen, Kinder und Jugendliche, Angehörige von ethnischen Minderheiten sowie Personen mit niedrigem Einkommen bzw. ohne Beschäftigung. Die Bevölkerungsgesundheit ist im Untersuchungsgebiet im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung unterdurchschnittlich. Qualitative und quantitative Datensammlung: Es wurden vorhandene Daten und Informationen genutzt und Diskussionen mit Personen geführt, die an der Entwicklung des Vorhabens beteiligt waren. Eine Beteiligung der betroffenen Bevölkerung hatte in einem früheren Planungsstadium bereits stattgefunden und wurde im Rahmen des HIA nicht mehr vorgenommen. Folgenabschätzung und -bewertung: Folgende Auswirkungen auf gesundheitliche Aspekte wurden laut HIA durch die Projektrealisation für möglich gehalten: Veränderung der physischen Aktivitäten, des Zugangs zu Versorgungs- und Serviceeinrichtungen, der Emissionen und Luftverschmutzung, der Verletzungen und tödlichen Unfälle, der Lärmbelastung, der Sicherheit und des Sicherheitsgefühls, der Vernetzung innerhalb der Ortsteile, der sozialen Zugehörigkeit sowie der sozio-ökonomischen Gleichheit bzw. Ungleichheit. Die zunehmende Busnutzung kann wegen der räumlichen Nähe zu den anderen Passagieren auch das Risiko der Verbreitung einer Influenza und anderer infektiöser Erkrankungen erhöhen. Dies ist jedoch von mehreren Faktoren abhängig, wie z. B. die Dauer der Nutzung sowie der angewendeten Hygienepraktiken. Priorisierung und Handlungsempfehlungen: Nach den Ergebnissen des HIA wurden für die Einführung des Schnellbussystems überwiegend positive Auswirkungen auf die Gesundheit angenommen. Empfohlen wurde, diese Auswirkungen zu verstärken oder zu unterstützen, da nur wenig Bedarf zur Reduktion schädlicher Auswirkungen gegeben sei. Es wurde eine Begrünung der Busstrecke empfohlen, um die Fußwege attraktiver zu gestalten. Dabei sollten an Haltestellen und Kreuzungen freie Sichtbeziehungen geschaffen werden, um die Sicherheit der Fahrgäste und Fußgänger zu gewährleisten. Zur Emissionsreduktion (Lärm und Abgas) wurde der Einsatz von Elektrobussen bzw. mindestens Hybridfahrzeugen empfohlen. Die Busse sollten mit Rampen versehen sein, um den Zugang mit Kinderwagen oder Rollstühlen zu erleichtern. Es sollte mindestens Platz für zwei Kinderwagen sein. Die Straßenraumgestaltung sollte die Bedürfnisse von zu Fuß Gehenden sowie von Rad Fahrenden ausreichend berücksichtigen. Die Berufspendler und -pendlerinnen sollten zur Nutzung des Schnellbusses ermutigt werden. Ein Teil des Marketingbudgets sollte dazu verwendet werden, Bewegungsförderungsprogramme mit der Busnutzung zu verknüpfen. Negative Auswirkungen seien zu erwarten, wenn die Ausgestaltung des Angebots nicht die Bedürfnisse der unterschiedlichen Nutzergruppen berücksichtigt, also z. B. kein behindertengerechter Zugang zum Bus ermöglicht würde. Abschlussbericht: Insgesamt wurden von der Einführung des Schnellbussystems positive und langfristige gesundheitliche Effekte für die Nutzenden erwartet, die durch ergänzende Maßnahmen verstärkt werden könnten. Das HIA war in seiner Aussagekraft etwas eingeschränkt, da Teilinformationen zu den Nutzergruppen fehlten, etwa soziodemografische Daten sowie Informationen zu den zurückgelegten Fußwegen von der Wohnung zum Bus bzw. von der Haltestelle zum Zielort. Darüber hinaus fehlten Informationen zur generellen Bewertung des Angebots durch die Nutzenden. Eine Erhebung solcher Daten ist schwierig und kostenintensiv und unterblieben deshalb. Monitoring/Evaluation: Es sollte eine Befragung der Busnutzenden im Abstand von einem oder zwei Jahren erfolgen, um die gesundheitlichen Effekte der Einführung des Bussystems untersuchen zu können. |
Kritische Würdigung des HIA-Nutzens für die Gesundheitsförderung
HIA oder Gesundheitsfolgenabschätzung ist ein wichtiges Instrument für Gesundheitsschutz und Gesundheitsförderung. HIA fördert gesundheitliche Chancengleichheit, Nachhaltigkeit sowie soziale und Umweltgerechtigkeit. Durch den multidisziplinären Ansatz und die Kombination von quantitativen und qualitativen Methoden bei HIA werden Entscheidungen im Hinblick auf Gesundheit verbessert und die Partizipation bei Planungsprozessen und vergleichbaren öffentlichen Entscheidungen gestärkt. Nicht zuletzt wird durch HIA deutlich, dass Gesundheit mehr ist als gesundheitliche Versorgung.
Beispiele für HIA in Deutschland
Politik, Strategie, Plan, Projekt | Typ | Fundstelle des Berichts |
Europäische Beschäftigungsstrategie in Deutschland | Strategie | https://citeseerx.ist.psu.edu/viewdoc/download?doi=10.1.1.463.744&rep=rep1&type=pdf (Zugriff am 28.02.2021) |
Gesundheitseffekte von Verkehrslärm bei Kindern | Datengrundlage für Politik | www.publichealth.ie/files/file/hiaconference/parallel/2.1.3OdileMakel.pdf (Zugriff am 28.02.2021) |
Gemeinsamer Flächennutzungsplan | Plan | Volmer, M., Welteke, R. & Fehr, R. (2010). Berücksichtigung des Schutzgutes „Menschliche Gesundheit“ im Rahmen der Aufstellung des „Regionalen Flächennutzungsplans der Planungsgemeinschaft Städteregion Ruhr“. UVP-report Heft 1+2, S. 54–60 |
Tabelle 1: Beispiele HIA in Deutschland, gekürzt und übersetzt aus Fehr, R. & Mekel, O. (2013), S. 159f
Erfahrungen mit Gesundheitsfolgenabschätzungen liegen seit dem Beginn der 1990er Jahre in Deutschland vor. Dennoch ist das mit HIA verbundene Potenzial für Gesundheitsförderung in Deutschland bislang nicht ausgeschöpft. Gesundheitsfolgenabschätzung bildet die Grundidee von Health in all Policies und verdient insoweit einen zentralen Platz im Public-Health-Werkzeugkasten (Fehr & Mekel 2013; Mekel 2020).
Literatur:
Abrahams, D., Pennington, A., Scott-Samuel, A., Doyle, C., Metcalfe, O., den Broeder, L., Haigh, F., Mekel, O. & Fehr, R. (2004). EPHIA – European Policy Health Impact Assessment – Gesundheitsverträglichkeit Europäischer Politikentscheidungen – Empfehlungen zum Vorgehen. Luxemburg: Europäische Commission – Directorate Geenral for Health and Consumer Protection. Zugriff am 16.01.2021 unter https://ec.europa.eu/health/ph_projects/2001/monitoring/fp_monitoring_2001_a6_frep_11_de.pdf.
Amegah, T., Amort, F., Antes, G., Haas, S., Knaller, C., Peböck, M., Reif, M., Spath-Dreyer, I., Sprenger, M., Strapatsas, M.,Türscherl, E., Vyslouzil M. & Wolschlager, V. (2013): Gesundheitsfolgenabschätzung. Leitfaden für die Praxis. Herausgeber Bundesministerium für Gesundheit 2013. Wien. Zugriff am 16.01.2021 unter https://hiap.goeg.at/sites/gfa.goeg.at/files/inline-files/GFA-Leitfaden_Publikation_3.pdf.
Fehr, R. & Mekel, O. (2013). Health Impact Assessment in Germany. In: Klemm, J. (Hrsg.) (2013). Health Impact Assessment. Past achievement, Current understanding, and future progress. Oxford University Press, UK
Haigh, F., Mekel, O., Fehr, R. & Welteke, R. (2004) Pilot health impact assessment of the European Employment Strategy in Germany 2004. Zugriff am 28.02.2021 unter www.liverpool.ac.uk/media/livacuk/iphs/researchgroups/impact/HIA_of_the_EES__Germany.pdf
IHP – Institute of Public Health Ireland (Hrsg.) (2009). Health Impact Assessment Guidance 2009. Zugriff am 16.01.2021 unter https://publichealth.ie/hia-resources.
Mekel, O., Sierig, S. & Claßen, T. (2007) Road traffic noise induced health effects on children – Feasibility study on quantifying the health impacts. 8th International HIA Conference, Dublin 2007. Zugriff am 28.02.2021 unter www.publichealth.ie/files/file/hiaconference/parallel/2.1.3OdileMakel.pdf
Mekel, O. (2020). Gesundheitsfolgenabschätzung. In: Böhm, K., Bräunling, S., Geene, R. & Köckler, H. (Hrsg.). Gesundheit als gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Springer VS, Wiesbaden, S. 377–386.
Vohra, S., Chilaka, M., Ball, J. & AmoDanso G. (2009). North Staffordshire bus rapid transportscheme health impact assessment. Zugriff am 16.01.2021 unter https://usir.salford.ac.uk/id/eprint/19005/1/StreetcarBusRapidTransportSchemeHIAFinalReport.pdf.
Volmer, M., Welteke, R. & Fehr, R. (2010). Berücksichtigung des Schutzgutes „Menschliche Gesundheit“ im Rahmen der Aufstellung des „Regionalen Flächennutzungsplans der Planungsgemeinschaft Städteregion Ruhr“. UVP-report Heft 1+2, S. 54–60
WHO – European Centre for Health Policy (1999). Health impact assessment: main concepts and suggeted approach. Gothenburg consensus paper. Brussels: European Centre for Health Policy, Zugriff am 16.01.2021 unter: www.healthedpartners.org/ceu/hia/hia01/01_02_gothenburg_paper_on_hia_1999.pdf.
Weiterführende Quellen:
Fehr, R. (2010) Gesundheitliche Wirkungsbilanzen (Health Impact Assessment) als Beitrag zur nachhaltigen Gesundheitsförderung, in: Göpel, E. (Herausgeber), Nachhaltige Gesundheitsförderung, Mabuse Verlag, Frankfurt am Main 2010, 131–160
Klemm, J. (Hrsg.) (2013). Health Impact Assessment. Past achievement, Current understanding, and future progress. Oxford University Press, UK
Kobusch, A. B., Fehr, R. & Serwe, H. J. (Hrsg.) (1997). Gesundheitsverträglichkeitsprüfung. Grundlagen – Konzepte – Praxiserfahrungen. Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft
WHO Regional office for Europe (2005). A toolkit for cities. Zugriff am 16.01.2021 unter www.euro.who.int/__data/assets/pdf_file/0007/101500/HIA_Toolkit_1.pdf.
WHO (2003). Special Issue on HIA. Bulletin of the World Health Organisation, 81 (6). Zugriff am 16.01.2021 unter www.who.int/bulletin/volumes/81/6/en.
Internetadressen:
Gesundheit Österreich GmbH (GÖG): https://hiap.goeg.at/GFA
International Association for Impact Assessment: https://hiaconnect.edu.au
The Health Impact Project: www.pewtrusts.org/en/projects/health-impact-project
WHO: Health impact assessment:www.who.int/health-topics/health-impact-assessment#tab=tab_1
Verweise:
Determinanten der Gesundheit, Evaluation